ICH ist eine EGO-Maschine: Ausstellung in der Eres-Stiftung

Every man can, if he so desires, become the sculptor of his own brain.“ (Santiago Ramón y Cajal, Neuronenentdecker und Zeichenkünstler)

„ICH ist eine EGO-Maschine“ – wirklich? Und wie entsteht menschliches Bewusstsein, haben Tiere eine Vorstellung vom Selbst und was ist Empathie? Diesen komplexen, im 21. Jahrhundert und im Zeitalter der Digitalisierung sehr wichtigen Themen, geht die Eres-Stiftung in ihrer aktuellen Ausstellung auf den Grund. Sie zählen zu den großen, bisher ungelösten Rätseln der Wissenschaft und sind aktuell wie nie, da wir ja schließlich gerade eifrig dabei sind, Computern das (vernetzte und semantische) Denken beizubringen. Die zunehmende Verschmelzung von künstlicher Intelligenz und Robotik und der Versuch, das menschliche Selbstmodell zu übertragen, lässt die Grenze zwischen Mensch und Maschine zunehmend verschwinden.

In, zum Teil speziell für die Ausstellung entwickelten, Installationen, Collagen, Tuschezeichnungen und Fotografien werden aktuelle Positionen aus Kunst und Neurowissenschaften gezeigt. Besonders beeindruckend sind die Collagen von Peter Kogler, die  Bewusstseinsströme als Moodboard simulieren. Farbausdrucke von Screenshots aus dem  Internet und 3-D-Ausdrucke werden zu bunten Gesamtbildern aneinandergereiht. Popikonen, Kunst- und Comicfiguren stehen neben Science-Fiction Filmszenen, aktuellen politischen Bildern wie dem Amoklauf in München, Künstler- und Forscherporträts und Grafiken zu Neurowissenschaften. Prince, VW Käfer, die Gebrüder Grimm, Schwanensee, Elefant und Giraffe – so könnte auch ein Screenshot meines Gehirns aussehen.

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Einen hypnotischen Sog  übt ein geheimnisvoller Kubus von Peter Kogler aus, in dem konzentrische Lichtkreise, die wie 70er Jahre Tapeten wirken, und Gitternetzlinien in einer computeranimierten Installation unsere Wahrnehmung trüben. Fasziniert und zugleich verwirrt steht man im Raum, blickt auf sein eigenes Spiegelbild, oben und unten scheinen zu verschwimmen und man hat das Gefühl, endlich den Kopfstand zu können und dann aber sich bewusst zu werden, doch nur inmitten eines Kunstwerkes zu stehen. Wie wirklich ist die Wirklichkeit, fragt man sich da und überlegt, ob nicht sonst alles auch sehr subjektiv ist an der eigenen Wahrnehmung.

Kubus von Peter Kogler
Upside down oder getäuschte Wahrnehmung: Das Münchner Madl  in Peter Koglers Kubus.

Seht euch die Ausstellung an, sie ist sehr interessant und verhilft vielleicht zu mehr Gelassenheit, wenn euch das nächste Mal in der vollen U-Bahn jemand den letzten Platz wegschnappt. Denn: SIE oder ER ist vielleicht eine EGO-Maschine.